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Donnerstag, September 03, 2009

Lektion über Produktionsmittel

Natürlich ist eine alte Bandsäge kein Familienmitglied. Auch wenn sie seit fast hundert Jahren im Besitz der Familie ist. Auch wenn die Stadt, aus der sie stammt, Krieg, Teilung und was dann kam überstanden hat wie nichts: Leipzig, einst ein Name wie aus fernen Zeiten und heute wieder so nah. Auch wenn sie natürlich schon zum Bestand zählte, als es darum ging, neugierigen Lehrern zu erklären, dass das Handwerk nicht des Proftits wegen produziert, sondern des Zu-schaffenden wegen. Und das in jedem Stück etwas bleibt, von der schaffenden Hand. Sie war ja auch die einfachste unter ihren Schwestern, keine spezielle Funktion, ein simples Prinzip. Immer rundlaufen. Die Bänder gibts in verschiedenen Längen; ihre Grösse habe ich schon jetzt vergessen oder nie gewusst. Natürlich, Generationen haben an ihr gestanden, Dinge klein gemacht und Staub verursacht, dem nicht Herr zu werden war. Robust nannte man sie, weil sie gut war für Brennholz, Reste und überhaupt alles, bei dem die führende Hand das Sagen hat. Ein eiserner Korb nahm das Überflüssige auf - und immer wenn sie zum Einsatz kam, dann wurde deutlich das Überflüssige vom Nützlichen getrennt. Wie auch sonst fiel das eine herunter, und das andere blieb. Ihr nähern durften wir uns nie. Sie gar berühren. Höchstens den Staub abwischen auf dem kalten Tisch, wenn das Band längst zum Stillstand gekommen war. Und eigentlich nur heimlich. Man hatte doch Respekt. Einmal traf ich eine entfernte Verwandte von ihr, am Meer, wo die Schiffe gewartet werden. Sie wird wohl auch unter der Sonne guten Dienst getan haben, warum auch nicht, sie war ja nicht empfindlich. Sie sah nur aus wie ein Stückchen Heimat. Zur Familie gehörte sie jedenfalls nicht, das wollen wir uns gar nicht erst einbilden.

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